Agile Probenarbeit

MOVE! AGILE PROBENARBEIT – GEMEINSAM ZIELE ERREICHEN UND POTENTIALE ENTFALTEN

Stelle dir vor, du kommst in deinen Proberaum und alle Musiker*innen sind bereits in den Startlöchern. Im Vorbeigehen hörst du kurz ein Gespräch mit: „Was haltet ihr davon, wenn wir die Stelle heute mal versuchen in Sinnabschnitte zu teilen und diese Stück für Stück üben?“ Eine Musikerin spricht dich an: „Sag mal, in Takt 10, wo der Teil mit dem 4/4-Takt beginnt – welches Tempo möchtest du da gerne haben? Die Artikulation wollten wir uns an der Stelle heute mal genauer anschauen!“.

Stelle dir vor, dein ganzes Orchester hat ein klares Ziel vor Augen und ist bereit, dieses Ziel fokussiert und selbstorganisiert zu erreichen, wobei du als Dirigent*in/Registerführer*in die Funktion eines Coaches und nicht einer allein wissenden Führungsperson erfüllst und alle Beteiligten ihr Bestes geben und ihre Potentiale entfalten können.

Heute geht es dir nicht darum, dass deine Musiker*innen deine Anweisungen nur umsetzen. Dir ist es wichtig, dass sie diese auch verstehen! Heute geht es dir darum, mit den Musiker*innen ein gemeinsames Ziel zu setzen und zu erreichen.

Dabei sah die Probe vor wenigen Monaten noch ganz anders aus: Deine wertvollen Vorschläge, wie man eine Stelle zuhause gut üben kann, wurden zwar wahrgenommen, aber nicht in die Tat umgesetzt. Das von dir gewählte Tempo war zwar deutlich vorgegeben, aber es hatte keine Bedeutung für die Musiker*innen, da sie es nicht als ihr Ziel begriffen haben, dieses Tempo als musikalisch richtig umzusetzen. Echte Motivation wurde im Proberaum nur dann spürbar, wenn das Jahreskonzert direkt vor der Tür stand …

DER HILFREICHE BEGLEITER FÜR DIE AGILE PROBENARBEIT

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PROBEN AGIL GESTALTEN – MOVE!

Was ist in deinem Orchester passiert? Wie kam es zu diesem Wandel?

Dir wird klar: Es war deine Entscheidung, die Entwicklungsprozesse nicht mehr alleine in deinen Händen halten zu wollen – du hast dein Orchester durch eine agile Haltung entscheidend vorangebracht.

Dir ist nun bewusst, wie diese agile Haltung dein Handeln bestimmt: Um alle Musizierenden in einem Orchester aktiv in den Prozess der Probenarbeit zu integrieren, schenkst du genau diesen Akteuren das Vertrauen, sich mit ihren Stärken einzubringen. Mut, Offenheit, Respekt und Fokus sind dabei u.a. entscheidende Werte, die in deinem Orchester mit den richtigen Methoden wachsen können. Egal ob deine Instrumentalisten bereits viele Erfahrungen sammeln konnten oder einige Erfahrungen noch sehr frisch sind, alle können sich – egal auf welchem Leistungsstand – in ihr Team einbringen und konstruktiv an den gemeinsam gesetzten Zielen arbeiten. Eine Herangehensweise, die Probenarbeit in diesem Sinne zu einer Teamarbeit werden lässt!

ZIELE UND LERNINHALTE SIND KLAR UND ERREICHBAR

Als Möglichkeit, dieses Mindset zu entfalten und somit die Mitglieder eines Musikvereins ins Zentrum des Probenprozesses zu rücken, nutzt du ein agiles Rahmenwerk. Dieses Rahmenwerk bietet nicht nur die Chance an einem Produkt/Ziel (z.B. die Einstudierung, Interpretation und Vorbereitung von Literatur) zu arbeiten, sondern nimmt den Lernprozess und die Kompetenzerweiterung der Musizierenden in den Blick.

Aufgesetzte Lerninhalte, welche nicht von den einzelnen Musiker*innen anerkannt (Commitment) werden und deren Sinnhaftigkeit angezweifelt wird, führen für dich und dein Orchester nicht zu den gewünschten Lerneffekten.

Proben als frontale Lehrsituationen ohne soziale Eingebundenheit in einer Gruppe, ohne den Anspruch den Musizierenden Autonomie zu übertragen und ohne deren Kompetenz ernst zunehmen, führen nicht zu Motivation und Lernerfolg, sondern bestärken das passive und unmotivierte „Absitzen“ einer Probe.

Dem wirkst du als Verantwortungsträger mit deinem agilen Werkzeugkasten entgegen, indem du die selbstorganisierte Arbeit der Teams darin unterstützt, die gemeinsam entwickelten oder vorgegebenen Ziele auf ihre eigene Art und Weise erreichen zu lassen.

Das gemeinsame positive emotionale Erlebnis des Musikmachens ist eurer Leitziel, dem ihr euch gemeinsam in selbst gesetzten Etappen annähert und dabei eine Leistung erreicht, die durch die Selbstwirksamkeitserfahrung der Musiker*innen höher ist, als du es früher erwartet hättest.

AKTIV LERNENDE TEAMS

Dabei ist dir selbst schon seitdem du dein Instrument gelernt hast klar: Wiederholungen sind ein wichtiger Bestandteil von Lernen und Üben! Die Arbeit an Inkrementen, an denen ihr in eurem Orchester fortwährend arbeitet, begünstigt den Übeprozess. Dabei wiederholt dein Orchester nicht nur monoton die notwendigen Übeeinheiten, vielmehr ermutigst du die Teammitglieder eines Registers, ihre Übestrategien, Methoden und ihre Zusammenarbeit in sogenannten Retrospektiven zu überdenken und diese stetig zu verbessern.

Du selbst veränderst deine Rolle: Dadurch, dass du einen Teil der Verantwortung mit deinen Musiker*innen teilst, gewinnst du Freiräume, dich der künstlerischen Auseinandersetzung mit den Werken zu widmen, deine Expertise mit dem Orchester zu teilen und dich so mit deinen Kompetenzen als Künstler und Pädagoge aktiv in den gemeinsamen Entwicklungsprozess einzubringen.

Mit agilen Methoden ermöglichst du deinem Verein eine handlungsorientierte und auf die Musizierenden fokussierte Arbeitsweise, welche andere gängige Probenformate (Workshops mit Dozent*innen, Registerproben mit Dozent*innen oder Dirigent*innen, …) nicht ausschließt, sondern dort integriert, wo es für dein Orchester sinnvoll ist.

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