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Was ist agile Probenarbeit?

Die Potenziale von Orchestern, Instrumenta­ listinnen und Instrumentalisten, Dirigentin­ nen und Dirigenten sowie von Vorsitzenden der Musikvereine möchte Steffen Warde­ mann entfalten. Ein Instrument dafür ist »Move! Agile Probenarbeit mit Scrum«. Was verbirgt sich dahinter? Wir sprachen mit dem Autor.

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Intonationsübungen mit Playalong

Die Übungen sind im vierstimmigen Satz (SATB) arrangiert und stehen in mehreren Transpositionen kostenlos zur Verfügung. Die Playalongs sind ebenfalls kostenlos auf meinem YouTube-Kanal veröffentlicht.

Einige Tipps, sowie eine Einführung sind in dieser Playlist zusammengestellt.

​​Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz

Lernjobs zum Thema “Intonation und Stimmung”

Material für Blasorchester, Spielmannszüge und für alle, die sich für die Arbeit an einer angemessenen Intonation interessieren. Die hier veröffentlichten Lernjobs und Materialien dürfen gerne kopiert, geteilt und weitergegeben werden! ​​Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz

”Hörst du das nicht?“ – Das Thema Intonation stellt viele Musiker*innen vor eine Herausforderung, tatsächlich scheinen einige die feinen Tonhöhenunterschiede nicht zu hören. Andere Musiker*innen wundern sich und sind verärgert über diejenigen, welche nicht ausreichend auf ihre Kollegen / Kolleginnen achten und somit den Erfolg einer Aufführung gefährden. Haben diese Menschen “etwas an den Ohren” oder wie lassen sich die unterschiedlichen Wahrnehmungsweisen begründen?

Angeregt durch Albert Bregmann eröffnet E. Bruce Goldstein in seinem Buch “Wahrnehmungspsychologie” das Kapitel “Hören” mit einer Überlegung, welche die Situation des Hörens veranschaulichen soll. An einem Seeufer sollen zwei ca. ein Meter lange und wenige Zentimeter breite Kanäle mit Verbindung zum See gegraben werden. In der Mitte beider Kanäle werden Taschentücher auf die Wasseroberfläche gelegt. Diese bewegen sich, je nach Wellengang auf dem See, auf und ab. Folgende Fragen sollen nur durch Betrachtung der Taschentücher beantwortet werden: Wie viele Schiffe befinden sich auf dem See? Wo befinden sich die Schiffe? Welches Schiff befindet sich am nächsten? Welches Schiff bewegt sich in welche Richtung? Diese Fragen nur aufgrund der Bewegungen von Tüchern zu beantworten, scheint mangels Informationen kaum lösbar. Doch wie hören wir Menschen? Die Situation ist durchaus vergleichbar: Mit nur zwei kleinen Öffnungen können wir hörend erkennen, wie viele Personen sich in einem Raum befinden, wie sie sich bewegen und um welche Personen es sich handelt.[1]

See Steffen Wardemann

Abbildung zur Verdeutlichung des Seeufer-Beispiels. Entnommen aus: Goldstein, E. Bruce: Wahrnehmungspsychologie. Spektrum Akademischer Verlag, 1997, S. 352.

Angesichts dieses Beispiels scheint es nicht mehr allzu verwunderlich, dass es Musiker*innen gibt, die scheinbar nicht allzu genau hören können. Doch wie geht man damit nun in einer Orchesterprobe oder im Instrumentalunterricht um? Wie können die Musiker*innen in ihren Kompetenzen gestärkt und eine angemessene Ensembleintonation erreicht werden?

Aus pädagogischer Sicht kann es nicht zielführend sein, den Lernenden durch Intonationsanweisungen die subjektive Erkenntnis über die Sachzusammenhänge zu nehmen. Eine gezielte Anweisung wie “Du bist zu hoch” oder “Dur-Terz bitte tief intonieren” kürzt den Prozess zwar ab, führt sicherlich auch zu dem gewünschten Ergebnis, doch findet so nur ein sehr eingeschränkter Lernprozess statt. Aus konstruktivistischer Sicht sollten sich die Musizierenden eigenständig, handlungsorientiert und anknüpfend an ihr Vorwissen mit dem Themenfeld auseinandersetzen.

Aus diesem Anspruch heraus wurde nach Möglichkeiten gesucht, eine ansprechende, motivierende und lernwirksame Lernumgebung zu schaffen. Eine Möglichkeit stellen hier sogenannte Lernjobs dar. Lernjobs wurden so konzipiert, dass die Attraktivität von Computerspielen auf das Lernen übertragen wird: eine feste strukturelle Abfolge der Aufgaben erinnert an Level eines Spieles und Gamification-Elemente werden als motivierende Einstiege in das Thema des jeweiligen Lernjobs integriert. Lernjobs verbinden so den Reiz des Spieles mit der Selbständigkeit des Lernens.

“Lernjobs sind speziell konstruierte Aufgaben. Sie laden dazu ein, auf eigenen Wegen, entdeckend, dem Wissen auf die Spur zu kommen. Sie lassen viel konstruktiven Spielraum und vermitteln gleichwohl eine strukturelle Sicherheit. Nicht alle müssen den gleichen Weg zum Gipfel nehmen – wichtig ist, dass sie ankommen. Bei den Lernjobs geht es um den Erwerb von Kompetenzen. Der Lernjob ist eine Sammlung von Aufgaben und Übungen zu einem Lernziel.” – Andreas Müller

Welche Kriterien soll ein Lernjob erfüllen:

Der Lernjob soll an Vorwissen anknüpfen.
-Klare Lernziele
-Klarer Aufbau:
– Gut formulierter Auftrag
– Rahmenbedingungen werden transparent
– Lernziele und Kompetenzen
– Fachinformationen
– Jobs to do
– Hilfestellungen als Tipps (u.a. per QR-Code)
– Retrospektive und Perspektive (Was habe ich gelernt? Wie setze ich mein Wissen/meine Kompetenzen in Zukunft ein?)

Die hier vorliegenden Lernjobs sind so konzipiert, dass sie einen individuellen Zugang zum Thema ermöglichen. Die Lernjobs können alleine, mit einer Partnerin / einem Partner, oder in einer Gruppe bearbeitet werden. Auch der Zeitpunkt der Bearbeitung ist variabel – ob in der Probe als kurze Einheit, bei einem Probentag zur Einarbeitung ins Thema, oder als Hilfestellung zuhause – es wird gelernt, wann Lust und Zeit dazu vorhanden ist. Die Dirigentin / der Dirigent übernimmt dabei die Rolle der Lernbegleitung.

Der Einstieg in die Arbeit mit den Lernjobs wird durch einen Lernjob #0 eingeführt. Hier erhalten die Musiker*innen Hinweise zur Arbeit mit den Lernjobs und machen sich ihre Lernpräferenzen bewusst.

Die darauffolgenden Lernjobs #1 – #6 führen die Lernenden vom Schwebungshören über die Unterscheidung von gleichstufig-temperierter Stimmung und reiner Stimmung, dem Einstimmen des Instruments, den Intonationstendenzen des Instruments hin zum reinen Intonieren von Intervallen und Akkorden. Dabei halten die Lernenden ihre Ergebnisse auf dem Arbeitsmaterial fest, schauen auf für sie wichtige Erkenntnisse zurück (Retrospektive) und planen das weitere Vorgehen indem sie weiterführende, individuelle Ziele SMART formulieren.

Die Übungen werden mittels eines Tonkreises beschrieben, dies bietet eine große Flexibilität hinsichtlich der Transposition, des Tonumfanges und somit der Instrumentierung. Das Material kann somit von Blasorchester, Posaunenchören, Spielmannszügen usw. genutzt werden. In Form einer Lerntheke können die Lernjobs, weitere Materialien (Stimmgeräte, Bücher, QR-Codes mit Links, Feedback, usw.) zur Verfügung gestellt werden. So entsteht gleichzeitig ein Ort der Begegnung, des Austausches und der gegenseitigen Unterstützung.

Das Material ist nach dem Konzept des “Hören vor Sehen” ausgearbeitet. Es wird empfohlen mit Referenzentönen (engl. Drones) zu arbeiten. Hierzu bietet sich die App TE-Tuner an, welche verschiedene Referenztöne, ebenfalls durch einen Tonkreis, erzeugen kann. Gleichzeitig bietet die App auch die Möglichkeit, als Stimmgerät eingesetzt zu werden, was eine Vielzahl von Zugangsweisen ermöglicht.

Die Lernjobs sind lizenziert unter einer Creative Commons (Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz). Der Communitiy wird also ein kostenloses und frei zugängliches Angebot gemacht, welches gerne genutzt und geteilt werden kann. Der Autor freut sich sehr über Feedback.

Lernen wird so zum Job der Instrumentalisten!

[1] vgl. Goldstein, E. Bruce: Wahrnehmungspsychologie. Spektrum Akademischer Verlag, 1997, S. 351f.

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